Die EUDI-Wallet
Sicher digital identifizieren in Europa
aktualisiert am 05.12.2025
Viele Menschen nutzen Wallets auf ihren Smartphones, um Bord-, Bankkarten oder Tickets abzuspeichern. Mit der EUDI-Wallet arbeitet die EU derzeit an einer eigenen Version der digitalen Brieftasche. Was zeichnet die Wallet aus? Welche Vorteile bietet sie für den Nachweis digitaler Identitäten?
Was ist die EUDI-Wallet?
Die Abkürzung steht für EU Digital Identity Wallet. Im Kern handelt es sich um eine App auf dem Smartphone, die als digitale Brieftasche für Identitätsnachweise funktioniert.
Statt den Personalausweis, Führerschein oder Zeugnisse in Papierform mitzuführen, können Bürger und Bürgerinnen diese Nachweise künftig sicher digital speichern. So entsteht eine universelle, EU-weit anerkannte Identitätslösung – vergleichbar mit der Bankkarten-App im Handy, allerdings für amtliche und weitere Dokumente.
Welche Rolle spielt die eID dabei?
Die europäische EUDI-Wallet knüpft an nationale digitale Identitäten an, wie die eID in Deutschland, die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises. Diese ist bereits heute anerkannt und entspricht dem höchsten eIDAS-Vertrauensniveau.
Mit eIDAS 2.0 wird diese Technologie europaweit skaliert: Nationale eIDs bilden die Grundlage, die EUDI-Wallet erweitert sie zu einem interoperablen System.
Das Ergebnis:
- Vertrauensanker durch hohe Sicherheitsstandards
- Nahtloser Übergang für Bürger und Bürgerinnen, die die eID kennen
- Effizienzgewinn für Unternehmen und Behörden, die auf einem bewährten System aufbauen können
Die eID liefert die Basis, die EUDI-Wallet macht daraus ein grenzüberschreitendes Werkzeug für die digitale Identität.
Warum brauchen wir eine digitale Identität in Europa?
Die digitale Welt kennt keine Grenzen – anders verhält es sich bislang bei Identitätsnachweisen. Wer sich online bei einer Bank, bei Behörden oder in einem anderen EU-Land identifizieren will, stößt schnell auf Hürden. Die Folgen: unterschiedliche Verfahren, komplizierte Authentifizierungen und wenig Nutzungsfreundlichkeit.
Die EUDI-Wallet soll das ändern. Sie schafft eine einheitliche europäische Lösung, die im Alltag vieles erleichtert:
- Konto eröffnen oder Verträge schließen – ohne Papierkram
- Grenzübertritte und Reisen vereinfachen
- Medizinische Dokumente (z. B. bei der Einlösung von E-Rezepten) oder Zeugnisse sicher teilen
Wie funktioniert die EUDI-Wallet konkret?
Im Zentrum steht eine Smartphone-App. Dort speichern Nutzende digitale Nachweise – vom Personalausweis über den Führerschein bis hin zu Abschlusszeugnissen.
Die Authentifizierung erfolgt sicher und einfach mit speziell gesicherten Zugriffsschranken. So haben Bürger und Bürgerinnen jederzeit die Kontrolle, welche Informationen sie weitergeben möchten.
Beispiel
Beim Hotel-Check-in reicht es, die relevanten Daten aus der Wallet freizugeben: Name und Geburtsdatum, nicht aber die komplette Adresse. Das spart Zeit und schützt gleichzeitig sensible Informationen.
In diesem Video spricht Jan Küchler über die EUDI-Wallet. Es geht darum, warum die EUDI-Wallet für ein digitales Europa wichtig ist. Er erklärt, dass gemeinsame Standards und Zusammenarbeit zwischen den EU-Staaten notwendig sind. Außerdem wird besprochen, welche Voraussetzungen bis 2027 erfüllt sein müssen und welchen Beitrag die Bundesdruckerei leisten kann.
In diesem Video geht es darum, welchen Nutzen die EUDI-Wallet für Bürger und Bürgerinnen haben kann. Janina Buchholz erklärt, wie digitales Ausweisen einfacher und sicherer werden könnte. Es wird gezeigt, welche Vorteile das für den Alltag und für Behörden hat. Außerdem wird besprochen, welchen Beitrag die Bundesdruckerei zur erfolgreichen Umsetzung leisten kann.
Wie funktioniert die Autovermietung mit der EUDI-Wallet?
Welche Vorteile bietet die EUDI-Wallet?
Die Wallet bringt gleich mehrere Ebenen von Mehrwert:
- Datensouveränität: Bürger und Bürgerinnen entscheiden, welche Attribute sie weitergeben
- Sicherheit: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nach EU-Standards
- Effizienz: digitale Identifizierung in Sekunden, weniger Bürokratie
- Europaweite Nutzung: einheitliche Lösung in allen Mitgliedsstaaten
Mehr zu den Vorteilen und zur Relevanz der EUDI-Wallet erfahren Sie im Interview mit der Vorständin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz Heike Troue.
Wie wird der Datenschutz gewährleistet?
Die EUDI-Wallet folgt dem Prinzip der Datensouveränität: Bürger und Bürgerinnen behalten die volle Kontrolle über ihre Informationen. Sie entscheiden, welche Daten sie an wen weitergeben und in welchem Umfang.
Technisch umgesetzt wird das durch Privacy by Design:
- Nur die nötigen Attribute (z. B. Alter statt vollständiger Geburtsdaten) werden geteilt.
- Alle Datenübertragungen sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt.
- Die Attribute sind in der Wallet auf dem Smartphone hinterlegt– es gibt keine zentrale Datenbank, die angegriffen oder missbraucht werden könnte.
Damit verbindet die Wallet höchste Sicherheitsstandards mit maximaler Transparenz. Ziel ist es, Vertrauen zu schaffen und den Schutz der Privatsphäre europaweit einheitlich sicherzustellen.
Welche Chancen und Herausforderungen gibt es bei der EUDI-Wallet?
Die Vorteile sind:
- Digitalisierung von Verwaltung und Wirtschaft
- Stärkung des europäischen Binnenmarkts
- Mehr Vertrauen in digitale Dienste
Doch es gibt auch Herausforderungen:
- Akzeptanz bei Bürgern und Bürgerinnen gewinnen
- Datenschutzbedenken ernst nehmen
- Einheitliche technische Standards europaweit durchsetzen
Erfahren Sie mehr zu Potenzialen und Hürden, die die EUDI-Wallet mit sich bringt, in unserem Interview mit Dr. Claudia Thamm und Dr. Tobias Meyer (Business Development Bundesdruckerei).
Politischer und rechtlicher Rahmen: eIDAS 2.0
Grundlage der EUDI-Wallet ist die novellierte eIDAS-Verordnung (eIDAS 2.0), die 2024 verabschiedet wurde. Sie verpflichtet alle EU-Mitgliedsstaaten, bis spätestens 2026 eine digitale Brieftasche einzuführen. Das Ziel ist ambitioniert: Bereits im Jahr 2030 sollen 80 Prozent der Bürger und Bürgerinnen in der EU ihre digitale Identität über die Wallet nutzen können.
Die Revision war notwendig, weil unter der ursprünglichen eIDAS-Verordnung nur wenige Länder eine eigene notifizierte eID eingeführt hatten. Mit der neuen Regelung wird die Wallet zu einer europaweiten Pflichtlösung. Jeder EU-Mitgliedsstaat kann wählen, wie er die Wallet umsetzt – sie kann sowohl vom Staat als auch von einem privaten Anbieter bereitgestellt werden.
Die EUDI und der digitale Binnenmarkt
Die Wallet ist nicht nur ein technisches Projekt, sondern auch ein Baustein des europäischen digitalen Binnenmarkts. Sie stärkt das Vertrauen in digitale Transaktionen, indem Bürger und Bürgerinnen ihre Identitätsdaten und Attribute selbstbestimmt, transparent und sicher verwalten können – online wie offline.
So wird es möglich, europaweit Dokumente wie Bildungsabschlüsse oder Fahrerlaubnisse vorzulegen und grenzübergreifend digitale Dienste zu nutzen. Das stärkt den europäischen Vertrauensraum und fördert die Wirtschaft.
Integration in bestehende Systeme
Damit die Wallet grenzübergreifend funktioniert, braucht es gemeinsame Standards und Interoperabilität. Mitgliedsstaaten müssen ihre Systeme gegenseitig anerkennen – ein Prinzip,
das in Deutschland bereits erprobt ist: Die Online-Ausweisfunktion erfüllt nach eIDAS 2.0 das höchste Vertrauensniveau und gilt damit EU-weit als sichere Authentifizierung.
Neu eingeführt wird außerdem die qualifizierte elektronische Attestierung von Attributen (QEAA). Damit lassen sich digitale Nachweise – von Hochschulabschlüssen über Berufsqualifikationen bis hin zu anderen Dokumenten – europaweit vertrauenswürdig einsetzen. Verantwortlich dafür sind die qualifizierten Vertrauensdiensteanbieter (qTSPs), die auf nationalen Vertrauenslisten stehen. Diese werden wiederum in einer europäischen Trusted List gebündelt.
Technische Grundlagen der EUDI-Wallet
- EU-ARF (Architecture and Reference Framework) als Architektur-Blueprint. Es handelt sich dabei um Vorgaben für die Infrastruktur der nationalen Wallets, die von einer Fachgruppe der EU und den Mitgliedsstaaten veröffentlicht wurden.
- Offener Konsultationsprozess mit Verwaltung, Wissenschaft, Unternehmen und Zivilgesellschaft.
- Transparenz über openCode: Entwicklungsschritte öffentlich, Feedback möglich.
- Entscheidung für Variante mit Hardware-Sicherheitsanker in Cloud und signierten Daten (Oktober 2024).
Wo steht Deutschland bei der Umsetzung der EUDI-Wallet?
Deutschland zählt zu den aktiven Treibern der Wallet. Die Bundesdruckerei und ihre Tochter D-Trust entwickeln die notwendigen Technologien und Sicherheitsarchitekturen rund um vielfältige E-Governance-Lösungen.
Pilotprojekte laufen bereits, unter anderem zur Integration der Online-Ausweisfunktion. Ziel ist, dass sich die deutschen Lösungen reibungslos in die europäische Infrastruktur einfügen und Bürger und Bürgerinnen schon früh praktische Erfahrungen sammeln können.
Blick in die Zukunft
Die EUDI-Wallet ist mehr als ein technisches Projekt. Sie ist ein Symbol für ein digitales, souveränes Europa.
Bald könnte ein Auslandssemester, eine ärztliche Behandlung oder ein neuer Job in einem anderen EU-Land ganz ohne Papierdokumente starten. Ein Smartphone reicht, um die nötigen Nachweise sicher und gezielt weiterzugeben.
Häufige Fragen zur EUDI-Wallet
Alle EU-Mitgliedsstaaten müssen bis Ende 2026 eine Wallet-Lösung bereitstellen. Ab 2030 sollen rund 80 Prozent der EU-Bürger und -Bürgerinnen die Wallet nutzen können.
Die ursprüngliche eIDAS von 2014 sah zwar nationale eIDs vor, doch nur wenige Länder setzten sie tatsächlich um. Mit eIDAS 2.0 wird die Wallet für alle Mitgliedsstaaten verpflichtend.
Die Wallet stärkt den europäischen Vertrauensraum: Sichere digitale Identitäten fördern grenzübergreifende Transaktionen und unterstützen so die Wirtschaft im Binnenmarkt.
Damit die Wallet europaweit funktioniert, müssen sich die Identitätssysteme der Mitgliedsstaaten gegenseitig anerkennen. Deutschland hat mit der Online-Ausweisfunktion (Niveau „hoch“) bereits eine gute Grundlage.
Neben klassischen Identitätsdaten (z. B. Name, Geburtsdatum) lassen sich auch Attribute wie Bildungsabschlüsse, Berufsqualifikationen oder Führerscheine speichern und europaweit nutzen.
Die qualifizierte elektronische Attestierung von Attributen (QEAA) sorgt dafür, dass Nachweise wie Zeugnisse oder Lizenzen europaweit anerkannt werden. Sie werden von qualifizierten Vertrauensdiensteanbietern (qTSPs) ausgestellt und sind in nationalen sowie europäischen Trusted Lists verzeichnet.
Ja. Neben der staatlichen Wallet können auch private Anbieter eigene Wallets entwickeln, sofern sie die europäischen Standards einhalten. So haben Bürger und Bürgerinnen Wahlfreiheit und Innovation wird gefördert.