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Digitale Souveränität: Was ist das?

Worin unterscheiden sich hier die Anbieter- und die Anwenderseite? Was bedeuten Technologie- und Datensouveränität und welche Fähigkeiten braucht man, um digital souverän agieren zu können.

Digitale Souveränität: Bedeutung und Grundlagen 

Digitale Souveränität beschreibt die Fähigkeit von Staat, Verwaltung und Wirtschaft, Technologien und Daten unabhängig, sicher und rechtskonform zu nutzen. Sie schafft Vertrauen, stärkt die Handlungsfähigkeit und unterstützt die Selbstbestimmung in einer zunehmend vernetzten Welt.

Digitale Souveränität: Definition und Abgrenzung 

Digitale Souveränität beschreibt die Fähigkeit, digitale Systeme, Prozesse und Daten selbstbestimmt zu gestalten, zu betreiben und zu kontrollieren. Sie ist kein rein technisches Konzept, sondern vereint rechtliche, organisatorische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte der Informationswirtschaft und der Informationswissenschaft. Digitale Souveränität bildet damit den übergeordneten Rahmen, der sicherstellt, dass digitale Infrastrukturen und Dienste auf eigenen Werten, Standards und Rechtsordnungen basieren – nicht auf externen Abhängigkeiten. Sie konkretisiert sich in vier zentralen Säulen – Governance, technische Souveränität, operative Souveränität und Datensouveränität –, die gemeinsam die Grundlage für eine selbstbestimmte digitale Zukunft schaffen. Diese Zukunft stärkt nicht nur staatliche Hoheit, sondern auch Autarkie und Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Raum.

 Säulen der digitalen Souveränität 

Das „Cloud Sovereignty Framework“ der EU-Kommission definiert acht Souveränitätsziele – die sogenannten „Sovereignty Objectives“ (SOVs), die für die Bereitstellung von Cloud-Diensten in Vergabeverfahren relevant sind. Angelehnt an diese Ziele lassen sich vier Säulen digitaler Souveränität definieren:  

Jurisdiktion und Governance

um die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu klären. Die oberste Muttergesellschaft muss in der EU / im EWR ansässig sein, bei gleichzeitig mehrheitlich europäischer Eigentümerschaft ohne Sperrminoritäten durch Nicht-EU-Akteure.

Technische Souveränität

um die Unabhängigkeit und Sicherheit von Technologien zu gewährleisten. Einsatz von offenen Standards und Open Source, um Interoperabilität und die technische Reversibilität für einen jederzeit möglichen Anbieterwechsel sicherzustellen.

Operative Souveränität

um die effektive und effiziente Nutzung von digitalen Systemen zu ermöglichen. Infrastruktur und Kontrollsysteme müssen vollständig in Europa liegen, und alle Administratoren und Administratorinnen müssen ihren Sitz und ihre Anstellung in Europa haben sowie eine europäische Staatsangehörigkeit besitzen.

Datensouveränität

um die Kontrolle und den Schutz von Daten zu gewährleisten. Es gilt strikte Datenresidenz in Europa für alle Daten, Metadaten, Back-ups und Protokolle sowie eine juristische Pflicht zur Abwehr und Offenlegung ausländischer Zugriffsanfragen.

Diese Säulen erlauben ein umfassendes Verständnis des Konzepts. Im Fokus stehen europäische Cloud- und Sicherheitsstandards, starke digitale Identitäten und zukunftsfähige Verschlüsselung – auch mit Blick auf die Post-Quanten-Ära. 

Warum digitale Souveränität für Staat und Verwaltung zentral ist

Die digitale Leistungsfähigkeit entscheidet zunehmend über staatliche Handlungsfähigkeit. Für öffentliche Verwaltungen gilt: Nur wer digitale Prozesse, Datenströme und Technologien selbst kontrolliert, kann sicher, rechtskonform und unabhängig agieren. 

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag festgelegt, dass digitale Souveränität und Informationssicherheit zentrale Voraussetzungen für demokratische Stabilität und ökonomischen Wohlstand sind. Sie verpflichtet sich darin die digitale Souveränität Deutschlands gezielt zu stärken und technologische Abhängigkeiten zu reduzieren. 

Diese Leitlinie bildet einen zentralen Bestandteil der Modernisierungsagenda, mit der Staat, Wirtschaft und Gesellschaft widerstandsfähiger und zukunftsfähiger gestaltet werden sollen. Dabei stehen offene Schnittstellen, offene Standards und der konsequente Einsatz von Open-Source-Technologien im Mittelpunkt. Durch eine strategische Ausrichtung des IT-Budgets sollen nachhaltige, interoperable und vertrauenswürdige digitale Infrastrukturen entstehen. Dennoch bestehen weiterhin Abhängigkeiten – vor allem von außereuropäischen Konzernen und Softwareanbietern. 

Diese Abhängigkeiten bergen Risiken: von unterbrochenen Lieferketten über Sicherheitslücken bis hin zu unklaren Rechtslagen beim Datenschutz. Mittlerweile hat der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) seine Entscheidung bekräftigt, sich von außereuropäischen Anbietern unabhängiger zu machen, und plant, künftig die deutsche Softwarelösung openDesk zu nutzen. Das verdeutlicht die Notwendigkeit, vertrauenswürdige europäische Alternativen zu fördern und einzusetzen.

Verantwortung und Zusammenarbeit

Digitale Souveränität ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die die Sicherheit stärkt und die Innovationskraft der Gesellschaft antreibt. Bund, Länder, Kommunen und private Anbieter müssen gemeinsam an sicheren Infrastrukturen und interoperablen Lösungen arbeiten. Gleichzeitig ist es Aufgabe der Politik – insbesondere der Bundesregierung –, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Innovation, Informationssicherheit und Selbstbestimmung gleichermaßen fördern.

Wirtschaft 

  •  Entwickelt und betreibt souveräne Schlüsseltechnologien (Cloud, Kryptografie, Identitäten, Schnittstellen)
  • Liefert auditierbare Lösungen mit offenen Standards, SBOMs und klaren Exit-Strategien
  • Verpflichtet sich auf europäische Rechtsräume, Transparenz und Sicherheitszertifizierungen 

Zivilgesellschaft 

  • Bildet Vertrauen durch Beteiligung, digitale Kompetenzen und unabhängige Kontrolle
  • Bringt Perspektiven zu Datenschutz, Inklusion und Barrierefreiheit ein
  • Unterstützt durch Civic-Tech-Initiativen die Entwicklung offener, gemeinwohlorientierter Dienste 

Wissenschaft & Standardisierung 

  • Forscht an zukunftsfähiger Kryptografie (inkl. Post-Quanten-Kryptografie), Interoperabilität und sicheren Architekturen
  • Arbeitet in Normungs- und Standardisierungsgremien mit, um europäische Standards praxistauglich zu machen
  • Stärkt Wissenstransfer durch Pilotprojekte, Reallabore und unabhängige Evaluationen 

Eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelingt, wenn alle Akteure nach gemeinsamen Prinzipien handeln: 

  • Offenheit
  • Interoperabilität
  • Klare Datenlokation
  • Möglichkeit zur Reversibilität
  • Überprüfbare Nachweise wie Zertifizierungen, Audits oder regelmäßige Sicherheits- und Compliance-Berichte
  • Langfristige Pflege der Lösungen
  • Kontinuierlicher Wissens- und Kompetenzaufbau

Mit Sicherheit souverän: die Lösungen der Bundesdruckerei-Gruppe

Die Bundesdruckerei-Gruppe leistet mit ihrer Digital- und Sicherheitskompetenz als Technologieunternehmen des Bundes einen Beitrag für die digitale Souveränität Deutschlands und Europas . Ihre Konzerngesellschaften schützen Daten, Infrastrukturen und digitale Prozesse – und schaffen so die Grundlage für eine souveräne und sichere digitale Zukunft:  

Abbildung des Logos der Bundesdruckerei GmbH

Die Bundesdruckerei GmbH entwickelt mit Bdrive eine sichere File-Sharing- und Cloud-Lösung, die Daten verschlüsselt, fragmentiert und ausschließlich auf Servern in Deutschland speichert. So sollen Behörden schon bald die Kontrolle über ihre sensiblen Informationen bis zur Klassifizierungsstufe VS-NfD behalten. 
 

Ansicht Logo von genua GmbH

Die genua GmbH stellt BSI-zugelassene Firewalls, ein Lösungs-Bundle für den VS-NfD-konformen Arbeitsplatz und robusten Netzwerkschutz zum Beispiel für Behörden und die geheimschutzbetreute Industrie bereit – und das mit den höchsten Sicherheitsstandards und „Made in Germany“.  

Ansicht Logo von Xecuro GmbH

Die Xecuro GmbH ermöglicht hochsichere Verschlusssachenkommunikation in der öffentlichen Verwaltung für Bund und Länder. Sie ist für den Aufbau, Betrieb und die Weiterentwicklung der entsprechenden Infrastruktur verantwortlich. 

Ansicht des D-Trust Logos

Die D-Trust GmbH sichert mit ihren TLS-Zertifikaten unter anderem Cloud-Plattformen ab. Die Zertifikate ermöglichen mittels kryptografischer Verfahren eine sichere, verschlüsselte und authentifizierte Kommunikation zwischen internen Systemen und Diensten der Cloud sowie den Nutzenden.

Exkurs: Post-Quanten-Kryptografie und künftige Sicherheitstechnologien 

Mit Blick auf künftige Bedrohungen gewinnt auch die Post-Quanten-Kryptografie an Bedeutung. Quantencomputer könnten langfristig klassische Verschlüsselungsverfahren (z. B. RSA oder ECC) brechen. Schon heute ist es daher wichtig, sich gegen das „Store now, decrypt later“-Prinzip zu wappnen. 

Die Bundesdruckerei-Gruppe engagiert sich aktiv in der Forschung zu und Entwicklung von quantenresistenter Kryptografie und ist Gründungsmitglied der Bundesquantenallianz. Mit innovativen Projekten und Technologien arbeitet die Bundesdruckerei daran, die Potenziale von Quanteneffekten für neue Sicherheitslösungen zu schaffen, die auch in einer Welt mit leistungsfähigen Quantencomputern Bestand haben – zum Beispiel im Bereich quantensicherer Ausweisdokumente.

Fazit: digitale Eigenständigkeit ist Zukunftsaufgabe 

Digitale Souveränität ist kein Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess. In den nächsten Jahren wird die Verwaltung verstärkt auf europäische Cloud-Plattformen, Quantensicherheit und KI-gestützte Sicherheitssysteme setzen. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, die digitale Hoheit Deutschlands zu stärken und damit den technologischen Wohlstand langfristig zu sichern. 

Vollständige Unabhängigkeit ist dabei weder realistisch noch wünschenswert. Digitale Souveränität bedeutet nicht Abschottung, sondern bewusste Kontrolle über kritische Technologien und Daten. Entscheidend ist die richtige Balance: Offenheit und Vernetzung, wo sie Innovation und Effizienz fördern, und gezielte Eigenständigkeit dort, wo Informationssicherheit und staatliche Handlungsfähigkeit auf dem Spiel stehen.

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Häufige Fragen zur digitalen Souveränität

Digitale Souveränität schützt staatliche Handlungsfähigkeit und Datenschutz, stärkt IT-Sicherheit und reduziert Abhängigkeiten. Nur wenn digitale Infrastrukturen vertrauenswürdig und nachvollziehbar betrieben werden, bleibt die Verwaltung langfristig leistungsfähig.

Durch klare Datenklassifizierung, verschlüsselte Speicherung und transparente Zugriffsregeln. Ergänzend sichern europäische Cloud-Lösungen und nationale Rechenzentren die Kontrolle über Speicherort und Rechtsrahmen.

Sie fördern Interoperabilität und Transparenz – zentrale Voraussetzungen, um souveräne digitale Ökosysteme zu schaffen. Offene Standards ermöglichen es, Systeme zu wechseln, ohne in Abhängigkeiten zu geraten.

Digitale Souveränität und Cybersicherheit bedingen sich gegenseitig. Nur mit einer robusten Cybersicherheit lassen sich Daten, Infrastrukturen und staatliche wie organisatorische Interessen wirksam schützen. Gleichzeitig bildet digitale Souveränität den strategischen Rahmen, der eine verlässliche Cybersicherheit ermöglicht und die digitale Selbstbestimmung langfristig sichert.

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