Frau Computer Büro spricht mit Lautsprecher

Machen wir uns durch künstliche Intelligenz überflüssig?

Veröffentlicht am 05.10.2018

Künstliche Intelligenz existiert nicht zum Selbstzweck – sie wird von uns Menschen entwickelt, um uns von Nutzen zu sein. Trotzdem oder gerade deshalb braucht es klare ethische Entwicklungsprinzipien, sagt Sabine Bendiek, ehemalige Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland.

Zuerst drängte Kopernikus die Erde aus dem Zentrum der Schöpfung, dann verwies Darwin die Menschheit auf einen der vielen Zweige der Evolution, Freud schließlich begründete den Verdacht, dass wir Menschen von unbewussten Trieben gesteuert werden. Manche wittern in künstlicher Intelligenz nun eine vierte Kränkung menschlichen Selbstbewusstseins – diesmal eine digitale. Machen wir uns durch künstliche Intelligenz überflüssig? Werden kluge Maschinen die Menschheit beherrschen?

 

Künstliche Intelligenz wird von Menschen gestaltet

Ich bin optimistisch: Auch diese Dystopie kann ausbleiben. Denn bei künstlicher Intelligenz (KI) geht es um menschliche Entscheidungen und nicht um ein technologisches Schicksal. Unsere erste Frage darf nicht lauten, was „können“, sondern was „sollen“ Computer leisten? Es geht also um Gestaltung! Wir sind es, die KI entwickeln! Idealerweise so, dass sie den menschlichen Einfallsreichtum durch intelligente Technologie verstärkt. Verantwortlich und transparent!

"Mehr als 1/3 der deutschen Unternehmen setzen künstliche Intelligenz ein, um ihre Mitarbeiter von Routineaufgaben zu befreien. 37 Prozent der Unternehmen verfolgen mit künstlicher Intelligenz das Ziel, Angebote besser auf Kundenbedürfnisse zuzuschneiden."

Sopra Steria Consulting

Jetzt ist der Zeitpunkt, um diesen gewaltigen Nutzen, genau wie die Herausforderungen dieser Technologie, in alle Teile der Gesellschaft konsequent zu vermitteln. Dazu gehört: Wie jede technische Revolution wird KI absehbare sowie nicht absehbare Folgen für den Arbeitsmarkt, die Wirtschaft und andere Gesellschaftsbereiche haben. Tätigkeitsfelder werden sich wandeln, einige Jobs wegfallen, neue entstehen. Nicht von heute auf morgen, aber in den nächsten beiden Dekaden. Deshalb ist jetzt der Zeitpunkt, dass Staat(en), Wirtschaft und Gesellschaft sich zügig auf grundlegende ethische Regeln und Standards einigen, auch durch Maßnahmen für Qualifikation und Weiterbildung.

Künstliche Intelligenz braucht klare Regeln

Künstliche Intelligenz muss einen Nutzen für möglichst alle Menschen haben und vertrauenswürdig sein: Datenschutz, Sicherheit und Transparenz gehören ins Gleichgewicht mit dem Streben nach effizienten und wirtschaftlichen Geschäftsmodellen. KI-Lösungen müssen in ein globales Umfeld mit seinen multikulturellen und komplexen Strukturen passen. Diversität bei Entwicklung und Training von KI spielt hier eine wichtige Rolle. Denn Algorithmen sind nicht per se wertfrei! Sie können bewusst oder unbewusst ein kulturelles oder genderspezifisches Bias beinhalten. Die Basis legen Menschen – sehr häufig jüngere weiße Männer aus westlichen Staaten und eben keine himmlischen Mächte. Und schließlich muss KI allen offenstehen: kleinen Unternehmen wie großen, privater wie beruflicher Nutzung, für alle Gesellschaften.

"Unsere erste Frage darf nicht lauten, was „können“, sondern was „sollen“ Computer leisten?"

Sabine Bendiek, ehemalige Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland

Wir stehen am Anfang eines rasanten Aufstiegs der künstlichen Intelligenz. Die Erde mag sich zwar nicht mehr im Mittelpunkt des Weltalls befinden, hat sie faktisch auch nie! Bei KI haben wir es in der Hand, das Epizentrum der Entwicklung zu bleiben. Übrigens auch profan wirtschaftlich gedacht – und zwar im Wettstreit mit anderen Volkswirtschaften. Nehmen wir es in die Hand!

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