Gemeinsam stärker: Vernetzung bringt die Industrie 4.0 voran

Lernfähige Maschinen, Blockchain und autonome Systeme – die Technologien der Industrie 4.0 und des „Internet der Dinge“ sind vielen Unternehmen noch suspekt, allerdings wird niemand um sie herumkommen. Dr. Tanja Rückert, mehr als 20 Jahre für SAP tätig und seit Juli 2018 Vorsitzende des Bereichsvorstands bei Bosch Building Technologies, plädiert dafür, dass sich Unternehmen und Institutionen global vernetzen, um gemeinsam den Herausforderungen der digitalen Transformation zu begegnen.
„Kein Unternehmen kann das Internet der Dinge allein erschließen“
Der Markt der Zukunft besteht für viele Unternehmen, banal betrachtet, aus Einsen und Nullen. Industrie 4.0 und das Internet der Dinge (IoT) haben sich hierbei zu einem zentralen Thema entwickelt. Es geht um große Mengen an Maschinendaten, die mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen für Geschäftsprozesse verwendbar werden. Das Internet der Dinge sowie die Industrie 4.0 – im Zusammenspiel mit neuen Technologien wie Machine Learning und Blockchain – werden zu den großen Wachstumstreibern der kommenden Jahre gehören.

Dr. Tanja Rückert war mehr als 20 Jahre für SAP tätig und ist seit Juli 2018 Vorsitzende des Bereichsvorstands bei Bosch Building Technologies
Maschinen vernetzen sich zur Smart Factory
Dank Digitalisierung und Sensorik kommuniziert schon bald jedes Transportmittel, jedes Produkt und jede Maschine seinen bzw. ihren Standort und Zustand. Produkte erhalten einen „digitalen Zwilling“, der den Lebenszyklus digital abbildet und als Simulationsmodell und Träger von Produktinformationen dient. Das ist wichtig in der Qualitätssicherung. Denn Mängel fallen so schneller auf als bisher und können sogar vorhergesehen und bereits korrigiert werden, bevor sie Schaden anrichten.
Und das ist erst der Anfang. Künftig werden Systeme über Machine Learning selbstständig hinzulernen und Informationen in sogenannte Asset-Management-Systeme, also ins Anlagenmanagement, zurückspielen. In diesem digitalen Netzwerk sammeln sich sämtliche Daten über den Lebenszyklus eingesetzter Maschinen und Geräte. Je mehr Informationen aus verschiedenen Bereichen zusammenkommen, desto schneller lernt das Netzwerk. Die Folge: IoT und autonome Systeme helfen letztlich dabei, den Menschen bei seiner Arbeit erheblich zu entlasten und zu unterstützen.
Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg wagen
Ich bin überzeugt: Die digitale Transformation erfordert eine gemeinsame Anstrengung von Unternehmen untereinander, über Industrien hinweg und im Zusammenspiel von Institutionen. Das muss über nationale Grenzen und die sich entwickelnden digitalen Plattformen hinweg geschehen. Globale Zusammenarbeit und übergreifende Netzwerke spielen dabei eine zentrale Rolle. Kein Unternehmen kann das Internet der Dinge allein erschließen.
Unternehmen und Mitarbeiter müssen Neues wagen
Die Technologie steht zur Verfügung. Vieles, was vor Kurzem noch unmöglich zu realisieren schien, ist inzwischen machbar. Aber: Hierzu müssen sich Unternehmen und Mitarbeiter öffnen und Neues wagen.
Das ist schwer, gerade in Zeiten des Erfolgs und ohne die Not, Bestehendes auf den Prüfstand zu stellen. Wir dürfen uns in den kommenden Monaten nicht im Klein-Klein traditioneller Abstimmungsprozesse verlieren. Die Zeit drängt. Wir müssen pragmatisch und kraftvoll durch schnelles Ausprobieren – und wenn es sein muss, auch durch schnelles Verwerfen – die Zukunft von Industrie 4.0 und IoT gemeinsam gestalten.